Marion Forster-Grötsch

Vom zarten Windhauch ...

Vom zarten Windhauch zum rasenden Orkan

Leandra stieß die Badezimmertür mit einem lauten Knall ins Schloss. Das Verhalten ihrer Mutter ärgerte sie sehr.

Was war also gestern passiert:

Während des Abendessens erzählte Papa so lustige Witze, dass Leandra sich bereits den Bauch vor Lachen hielt. Immer wieder musste sie die Hand vor ihren Mund halten, um nicht die paar Essensbrocken, die sie während Papas Erzählpausen zwischen die Lippen gesteckt hatte, in einem hohen Bogen wieder herauszukatapultieren. Papa konnte so prima Witze erzählen!

Anscheinend hatte Mutter während des Gekichers der beiden nach dem Salz verlangt, das vor Papas Nase auf dem Tisch stand. Auch das zweite, bereits aggressivere Bitten der Frau wurde von den zwei Kichererbsen überhört.

Ein lautes Knallen des Stuhles, der auf den Teppichboden fiel, beendete jäh das spaßige Geplänkel.

Leandra starrte ihre Mutter, die zornig in die Höhe geschossen war, fragend an.

„Was soll das?“, erkundigte sich Papa und unterdrückte einen neuen Lachanfall, als er Leandras verdattertes Gesicht erspähte. Beinahe hätte er sich an einem Brotkrümel verschluckt.

„Hör auf so dumm zu grinsen!“, schleuderte Leandras Mutter ihrem Mann entgegen. „Wie oft soll ich dich noch um das Salz bitten! Du hast es absichtlich genau ans andere Ende des Tisches gestellt, sodass ich es nicht mehr erreichen kann!“ Dabei schlug sie so fest gegen die Tischplatte, dass Leandras Glas mit Limo umfiel.

„Pass besser auf, Leandra!“, wetterte Mutter, während sich die Flüssigkeit langsam in das Tischtuch hineinfraß.

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