Marion Forster-Grötsch

Es gibt kein Zurück

„Ist Papa schon fort?“, fragte Leandra verwundert und ließ ihre Blicke forschend durch das geschmackvoll eingerichtete Esszimmer gleiten.
Mama nickte kurz und stellte Leandras bauchige Lieblingstasse voller Kakao auf die weiße Spitzentischdecke. „Tja, deinem Vater sind geschäftliche Termine eben wichtiger als ein gepflegtes Frühstück mit seiner Familie“, antwortet die Frau spitz und ließ sich auf dem eichefarbenen Stuhl nieder.
„Das ist doch gar nicht wahr!“, dachte Leandra laut und schlug sich sofort auf den Mund. Schon wieder hatte sie laut gedacht. Wie sie das hasste!
Mutter warf ihr einen giftigen Blick zu und konzentrierte sich wieder auf das mit Erdbeermarmelade bestrichene Croissant, das auf ihrem Teller lag und verlockend duftete.
Leandra setzte sich traurig auf ihren Stuhl, nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse und schielte verstohlen zum Fenster hinaus.
„Hoffentlich begegne ich heute früh diesem Ekel Mikowsky nicht!“, murmelte Leandra leise und begann, gezielt die Straße nach ihrem Erzfeind abzusuchen.
„Ich verstehe nicht, warum du vor Gregor Angst hast“, sprach ihre Mutter gedankenverloren, während sie in der Zeitung blätterte. „Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen und kannst dich prima wehren.“
Leandra verzog die Augen. Wie immer verstand ihre Mutter sie nicht. Papa hätte ihr Mut zugesprochen. Aber leider hatte er heute schon früh das Haus wieder verlassen.
„Ich geh dann mal“, stammelte das Mädchen leise, griff sich seinen Rucksack und ging in den Flur.
Dort atmete es tief ein, drückte die Klinke der Haustüre nach unten und verließ das Haus.
 

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