Marion Forster-Grötsch

Ertappt! – Wie peinlich!!!

Leandra sah in den kristallenen Spiegel in ihrem Badezimmer.
„Na ja, wenn ich dich jetzt noch wasche, du zerknittertes Ding, dann siehst du ganz passabel aus“, tröstete sie ihr Spiegelbild und unterdrückte ein Grinsen.
Das Mädchen nahm die Bürste und versuchte durch das wirre, lockige Haar zu kämmen. Leandra verzog schmerzverzerrt das Gesicht.
„Blödes Vogelnest!“, rief sie ärgerlich und griff nach dem riesigen Filzgeflecht, das sich über Nacht in ihrem Haar gebildet hat. „Wenn du meinst, dass ich dich nicht entwirren kann, dann hast du dich getäuscht!“
Nachdem sie ihre Haare in Ordnung gebracht, das Gesicht und die Zähne geputzt hatte, stellte sich Leandra aufrecht vor den Spiegel und zog die Schultern nach hinten.
„Sie kein Waschlappen, Leandra Kühn. Nur Weicheier lassen den Kopf so hängen! Du triffst doch nachher keine Bestien, sondern nur deine Mitschüler! Diese kleinen, fiesen Biester!“
Dabei zog sie ihre Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Richtig gefährlich sah Leandra nun aus.
„Also zieh mutig in den Kampf!“, wetterte das Spiegelbild dem Mädchen zu und Leandra zog die Nase kraus. „Halt die Luft an, du alter Besserwisser“, konterte das Mädchen bockig. Dann musste es lächeln.
Leandra zog nun ihre Ohren lang, streckte die Zunge raus und begann zu schielen.
„Entschuldigung, mein Engel, ich wollte nur…“, unterbrach Leandras Mutter ihre einseitige Konversation mit dem Spiegelbild. Erstaunt riss die Frau bei Leandras Anblick die Augen auf und klappte ihre Kinnlade nach unten.
„Wie peinlich!“, dachte Leandra beschämt.
Was soll eine Mutter nur von ihrer Tochter denken, die schielend mit herausgestreckter Zunge, Segelfliegerohren und rosafarbiger Unterwäsche mit einem Spiegel sprach und aussah wie ein Volltrottel!???
 

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